Nuntius Zurbriggen: "Auf Ungehorsam liegt kein Segen"
Apostolischer Nuntius bei Festgottesdienst im Stephansdom zum 7. Jahrestag der Wahl von Benedikt XVI. - Absage an "ortskirchliche Sonderwege" bei pastoralen Herausforderungen - Zweites Vatikanisches Konzil in der "Hermeneutik der Reform" deuten
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Wien, 19.04.2012 (KAP) Der Papst ist Garant und "sichtbares Zeichen der Einheit der Kirche". Das betonte der Apostolische Nuntius, Erzbischof Peter Stephan Zurbriggen, in seiner Predigt beim Festgottesdienst zum siebten Jahrestag des Pontifikats von Benedikt XVI. am Donnerstagabend im Wiener Stephansdom. Gleichzeitig erteilte er eine Absage an "ortskirchliche Sonderwege" angesichts pastoraler Herausforderungen. Klare Worte fand Nuntius Zurbriggen zur aktuellen kirchlichen Situation, indem er sagte: "Auf dem Ungehorsam, der von der Gemeinschaft der Kirche wegführt, liegt kein Segen."
Anlass für den Festgottesdienst mit zahlreichen Bischöfen und Vertretern des öffentlichen und diplomatischen Lebens war die Wahl des Papstes vor genau sieben Jahren. Erzbischof Zurbriggen erinnerte, dass sich Benedikt XVI. nach der Wahl als "ein demütiger Mitarbeiter im Weinberg des Herrn" vorgestellt habe. "An dieser Selbstdefinition hat sich in all diesen sieben Jahren nichts geändert", hielt der Nuntius fest. Der Papst werde nicht müde, "in Treue, Demut und Gehorsam dem Herrn gegenüber den wahren Glauben zu verkünden". Dafür könne man dem Papst nur dankbar sein, sagte Erzbischof Zurbriggen.
Gleichzeitig erinnerte der Nuntius an das "Band der Treue und des Gehorsams gegenüber dem Papst", durch das die Bischöfe und die Gläubigen zu einer Glaubensgemeinschaft werden. Die kirchliche "Einheit in der Wahrheit und in der Liebe" könne es nicht ohne Autorität geben. Es brauche den "Mut zu einem neuen, dreifachen Miteinander - mit Christus, mit der Kirche, mit dem Papst", so Erzbischof Zurbriggen.
Es sei das große Anliegen des Papstes im anstehenden "Jahr des Glaubens" die Dokumente des Zweiten Vatikanischen Konzils "mit Hilfe der richtigen Hermeneutik" zu lesen und zu rezipieren. Dabei gehe es um eine "Hermeneutik der Reform", hielt Erzbischof Zurbriggen mit Bezug auf den Papst fest. "Sicher abwegig" sei es daher "zwischen einer vorkonziliaren und nachkonziliaren Kirche oder zwischen einem vorkonziliaren oder nachkonziliaren Glauben zu unterscheiden", so der Nuntius.
Im "Jahr des Glaubens" solle dieser durch das Studium des Katechismus der Kirche sowie des diesbezüglichen Kompendiums vertieft werden. Eine "großartige Hilfe für diese Glaubenserneuerung und -vertiefung" sei dabei der von der Österreichischen Bischofskonferenz herausgegebene Jugendkatechismus "YouCat", hielt der Apostolische Nuntius fest.
An dem von Kardinal Christoph Schönborn geleiteten Festgottesdienst nahmen u.a. die Diözesanbischöfe Egon Kapellari (Graz), Klaus Küng (St. Pölten) und Ägidius Zsifkovics (Eisenstadt), Militärbischof Christian Werner, die Weihbischöfe Anton Leichtfried, Franz Scharl und Stephan Turnovszky sowie der Feldkircher Diözesanadministrator Benno Elbs und mehrere Äbte österreichischer Stifte teil. Unter den Vertretern aus dem Diplmatischen Corps befanden sich u.a. der deutsche Botschafter Hans Henning Blomeyer-Bartenstein und der israelische Botschafter Aviv Shir-On.Die musikalische Gestaltung der Messe stand im Zeichen der Erinnerung an den Österreich-Besuch von Benedikt XVI. im Jahr 2007. Zu hören waren u.a. Joseph Haydns "Mariazeller-Messe", die vor fünf Jahren beim Papsthochamt im Stephansdom gesungen wurde. Auch die mittlerweile als "Singende Mönche" weltbekannte Choralschola des Zisterzienserstiftes Heiligenkreuz wirkte mit. Benedikt XVI. hatte die Wienerwald-Abtei im Zuge seiner Pilgerreise nach Österreich ebenfalls besucht.