Wien: Schulbrüder weisen Missbrauchsvorwürfe zurück
Wien, 06.07.2010 (KAP) Die Kongregation der Brüder der christlichen Schulen ("Schulbrüder") weisen die am Dienstag bekannt gewordenen Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs energisch zurück. Wie der Provinzial der Schulbrüder, Johann Gassner, bei einer Pressekonferenz in Wien erklärte, habe er selbst erst heute über die Medien von den neuerlichen Vorwürfen erfahren. Bei den Vorwürfen handelt es sich um einen bereits Mitte der 1990er Jahre verhandelten und zweimal von der Staatsanwaltschaft geprüften Fall, in dem die Mutter eines mutmaßlichen Opfers den Vorwurf des Missbrauchs gegen die Schulbrüder in Wien-Strebersdorf eingebracht hatte.
Das oberste Ziel sei weiterhin die "restlose Aufklärung", so Gassner weiter. "Wir ersuchen jedoch alle Beteiligten, in dieser sensiblen Zeit sehr behutsam mit Vorverurteilungen umzugehen. Denn es schadet der Glaubwürdigkeit tatsächlicher Opfer, wenn unschuldige Personen verleumdet und zu Unrecht beschuldigt werden." Man sei "gerne bereit, für Fehler einzustehen, die wir begangen haben, ersuchen aber dringend, bei der Wahrheit zu bleiben", erklärte der Provinzial.
Wie die Erzdiözese Wien am Dienstagvormittag mitteilte, habe es neue Verdachtsmomente gegeben. Daraufhin sei der Hauptbeschuldigte vom Wiener Generalvikar Franz Schuster im Einvernehmen mit dem zuständigen Ordensoberen nach den seit 2006 für Verdachtsfälle sexuellen Missbrauchs in der Erzdiözese Wien gültigen Regelungen von allen kirchlichen Funktionen bis zur Klärung der Vorwürfe freigestellt worden.
Rechtsanwalt: "Kein Sachverhalt, der auf Missbrauch hindeutet"
Auch der Anwalt der Schulbrüder, Farid Rifaat, erklärte bei der Pressekonferenz, es liege "überhaupt kein Sachverhalt vor, der auf einen Kindesmissbrauch hindeutet". Die Sache könne daher "gerne bei der Staatsanwaltschaft neuerlich zur Anzeige gebracht werden" - dies werde dann "zum gleichen Ergebnis führen, nämlich dass das Verfahren einzustellen sein wird", zeigte sich Rifaat überzeugt.
Weiters ortete Rifaat bei der Klasnic-Kommission, die den Fall neuerlich aufgegriffen hatte, die Gefahr, dass sie "von manchen Personen missbraucht wird, um alte erledigte Sachverhalte aufzuwärmen und Gerichte und Staatsanwaltschaft zu beschäftigen".
In Schutz genommen wurden die Schulbrüder außerdem von Thomas Plötzeneder, einem ehemaligen Schüler, der neun Jahre lang das Internat in Strebersdorf besucht hatte. Er habe der Schule "immer kritisch gegenübergestanden" und als langjähriger Schulsprecher seien ihm immer wieder Missstände zu Ohren gekommen - Missbrauch sei aber nie darunter gewesen. "Davon hätte ich garantiert erfahren und diese Vorwürfe dann öffentlich gemacht", so Plötzeneder.