Heilige Mutter Teresa
Mutter Teresa (1910-1997) ist jetzt offiziell heilig. Papst Franziskus erklärte die Ordensgründerin und Friedensnobelpreisträgerin, die durch ihren Einsatz in den Slums von Kalkutta bekannt wurde, am Sonntag auf dem Petersplatz zum verehrungswürdigen Vorbild für Katholiken. Zu der festlichen Zeremonie versammelten sich mehr als 100.000 Menschen. 13 Staats- und Regierungschefs waren angereist, unter ihnen Indiens Ministerpräsident Narendra Modi.
Während der traditionellen Zeremonie bat der für Heiligsprechungen zuständige Kurienkardinal Angelo Amato den Papst formell um die Aufnahme Mutter Teresas in das Verzeichnis jener Heiligen, die weltweit öffentlich verehrt werden dürfen. Daraufhin sprach Franziskus die lateinische Formel, die Mutter Teresa zur Heiligen erhebt. Die Reliquien von Mutter Theresa wurden anschließend an den Altar gebracht. Die Gläubigen auf dem Petersplatz applaudierten.
Der Papst würdigte Mutter Teresa als "unermüdliche Arbeiterin der Barmherzigkeit". Sie habe sich über die Erschöpften gebeugt, "die man am Straßenrand sterben ließ", und ihre Stimme vor den Mächtigen der Welt erhoben, "damit sie angesichts der Verbrechen der Armut, die sie selbst geschaffen hatten, ihre Schuld erkennen sollten", sagte er in seiner Predigt. Mutter Teresas Mission in den Randzonen der Städte und des Lebens bleibe "in unserer Zeit ein beredtes Zeugnis für die Nähe Gottes zu den Ärmsten der Armen", so Franziskus.
Mutter Teresas Vorbild führe vor Augen, "dass das einzige Kriterium für unser Handeln die gegenleistungsfreie Liebe ist, die unabhängig von jeder Ideologie und jeder Bindung ist". Diese müsse alle Menschen umfassen unabhängig von Sprache, Kultur, der Ethnie oder Religion.
Die Ordensfrau soll auch nach ihrer Heiligsprechung keine "heilige Teresa" werden: Papst Franziskus schlug nach der Zeremonie für die Friedensnobelpreisträgerin vor, ihren alten Beinamen beizubehalten. "Ich denke, dass wir vielleicht ein bisschen Schwierigkeiten haben werden, sie heilige Teresa zu nennen. Ihre Heiligkeit ist uns so nah, so zärtlich und fruchtbar, dass wir wohl spontan weiter "Mutter Teresa" sagen werden", so Franziskus in seiner Predigt.
Der Vorschlag des Papstes würde auch die Unterscheidung von der weiteren Heiligen gleichen Namens erleichtern. Die katholische Kirche verehrt bereits die heilige Teresa von Avila (1515-1582).
Die Heiligsprechung und der anschließende Gottesdienst fanden unter starken Sicherheitsvorkehrungen statt. Rund 3.000 Polizisten und Spezialkräfte waren im Einsatz. Weltweit übertrugen 120 Sendeanstalten die Heiligsprechung. In Österreich war die Feier in ORF 2 live zu sehen. Der Wiener Theologe Paul Zulehner sagte dabei als Co-Kommentator, Teresa von Kalkutta stehe für die Idee, das Evangelium durch konkrete Nächstenliebe zu verkündigen. Dieses prioritäre Anliegen teile die Heilige mit Papst Franziskus und habe zu mittlerweile 500 Häusern der Missionarinnen der Nächstenliebe in aller Welt geführt.
Mutter-Teresa-Schwestern servieren Pizza
Nach der Heiligsprechung lud Franziskus 1.500 Obdachlose und Arme aus ganz Italien zum Mittagessen in den Vatikan. 250 Mutter-Teresa-Schwestern servieren den Gästen im Vorraum der Audienzhalle Pizza Napoletana. Unterstützt werden sie von 50 Angehörigen des männlichen Ordenszweigs.
Die katholische Kirche begeht künftig den 5. September als Gedenktag von Mutter Teresa. Sie war am 5. September 1997 im Alter von 87 Jahren gestorben.
Quelle: Kathpress