Down-Syndrom: "IMABE" warnt vor Bluttests auf Krankenschein
Das Wiener "IMABE"-Institut warnt davor, Bluttests zur Erkennung von Down-Syndrom zu einer gesetzlichen Kassenleistung zu machen. Hintergrund ist ein entsprechender Antrag der Firma "LifeCodexx" in Deutschland beim Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA), der über Kassenleistungen entscheidet, berichtete das "Institut für Medizinische Anthropologie und Bioethik" (IMABE) in einer Aussendung am Mittwoch. Zurzeit läuft ein entsprechendes Bewertungsverfahren, ob die Tests in die reguläre medizinische Schwangerenversorgung eingebaut werden sollen. Eine solche Logik der "präventiven Selektion kranker Kinder muss in Frage gestellt werden", so Institutsleiterin Susanne Kummer; denn bereits jetzt würden 90 Prozent der Kinder mit Hinweis auf Down-Syndrom abgetrieben.
Laut Kummer sollte von staatlicher Seite eine Grundsatzdebatte angeregt werden: Anstatt bloß über die Methode zu diskutieren, sollte das Ziel sein, die Schwangerenversorgung mit ihren vielfältigen Dienstleistungsangeboten zur Selektion behinderter Ungeborener kritisch zu hinterfragen.
Auch in Deutschland gehen die Wogen nach dem Antrag hoch. IMABE zitierte in der Aussendung aus einem warnenden offenen Brief von Bundestagsabgeordneten der CDU, SPD, der Grünen und Linken an den G-BA. Der Test habe keinerlei therapeutischen Nutzen und erhöhe den Druck auf die individuelle Verantwortung, ein "perfektes" Kind zu gebären, heißt es in dem Schreiben. Die Möglichkeit, sehr früh und risikoarm zu testen, könne die Erwartung erzeugen, diese Angebote nutzen zu müssen, befürchten die Abgeordneten. Eltern, die sich dann gegen den Test oder wissentlich für ein behindertes Kind entscheiden, könnten immer mehr in Erklärungsnot geraten.
"LifeCodexx" zählt zu den wichtigsten Akteuren am globalen Markt der nicht-invasiven pränatalen Tests. Die Firma ist Partnerin des börsennotierten US-Konzerns Sequenom (Kalifornien). Die Blutanalyse "PraenaTest", dessen Entwicklung mit 230.000 Euro vom deutschen Bundesforschungsministerium unterstützt wurde, ist seit 2012 am Markt. Die Firma wirbt damit, "Leben zu retten" - nämlich dadurch, dass Fehlgeburten nach invasiven Gentests, etwa nach einer Fruchtwasseruntersuchung, durch den ungefährlichen Bluttest verhindert werden können.
Die Tests werden bisher nur auf ausdrücklichen Wunsch der Eltern und auf deren Kosten durchgeführt. Über die Testregionen Deutschland, Schweiz, Österreich und Liechtenstein will "LifeCodexx" in den europäischen Markt einsteigen.
Quelle: Kathpress