Schönborn: Stärkung für "Kunst der Seelenführung"
Der Erfolg des mit großer Mehrheit angenommen Synoden-Dokuments ist seine seelsorgliche Ausrichtung. Das betonte Kardinal Christoph Schönborn in einer gemeinsamen Pressekonferenz der österreichischen und deutschen Synodenteilnehmer am Samstagabend in Rom. Der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz beurteilte so wie sein deutscher Amtskollege Kardinal Reinhard Marx den gesamten Synodenprozess und das Schlussdokument als "historisch". Mit den Begriffen "hinschauen - unterscheiden - begleiten" habe die Synode einen Dreischritt gefunden, der den Blick auf Menschen in schwierigen Situationen geöffnet habe, betonten beide Kardinäle.
Das Synodendokument habe "keine Checklist", "keine Rezepte" und "keine direkten Antworten" auf die vielfältigen Situationen von Ehe und Familie geben wollen, erläuterte Schönborn. Dafür hätten die Synodenteilnehmer dem Papst aber "Kriterien der Unterscheidung" vorgeschlagen. Ziel sei somit eine "Kunst der Seelenführung", die es wiederzugewinnen gelte und die der einzige Ausweg aus der Gefahr eines Rigorismus oder Laxismus sei.
Gefragt nach der von ihm selbst im Vorfeld der Synode immer wieder ins Spiel gebrachten "Gradualität", sagte Kardinal Schönborn, dass dieser Begriff im Dokument zwar nicht wörtlich aufgenommen worden sein, wohl aber dem Inhalt nach. An zahlreichen Stellen des angenommen Textes sei in wertschätzender Weise die Rede von "Schritten", vom "Hineinwachsen" und einem "Weg", auf dem sich Menschen trotz Brüchen in der Biografie befänden. Im Blick auf die eher spärlichen Aussagen zum Thema Homosexualität erläuterte der Wiener Erzbischof, dass sich die Synode entschieden habe, sich auf Ehe und Familie zu konzentrieren. Davon zu unterscheiden seien "gleichgeschlechtliche Partnerschaften", die nicht einer Ehe im Sinn einer "dauerhaften Verbindung zwischen Mann und Frau mit Offenheit für neues Leben" entsprächen und daher auch begrifflich zu unterscheiden seien.
Das Synoden-Dokument würde daher nur den Umgang mit Homosexuellen im Kontext des Familienlebens ansprechen und dabei Würde und Respekt betonen. Das "kollektive Bewusstsein" zu wichtigen Fragen von Ehe und Familie sei durch die Synode gewachsen. Das stellte der Feldkircher Bischof Benno Elbs fest, der als gewählter Delegierter der Österreichischen Bischofskonferenz an der Synode teilgenommen hatte. Die Horizonterweiterung der Bischöfe aus aller Welt, die in den vergangen drei Wochen stattgefunden habe, werde nicht folgenlos bleiben, sondern zu einer "positiven Veränderung des Weltbewusstseins" führen, zeigte sich der Elbs überzeugt.