Mehr als 350.000 Besucher
Erfolgreiche Bilanz für die "Langen Nacht der Kirchen" 2015: Die ökumenische Großveranstaltung lockte laut ersten Schätzungen der Veranstalter am Freitagabend mehr als 350.000 Menschen in die insgesamt 800 geöffneten Kirchen, Klöster und Pfarrzentren in Österreich und Südtirol. Bis in die frühen Morgenstunden hinein wurden zwischen Bodensee und Neusiedlersee mehr als 3.200 Programmpunkte geboten, darunter Konzerte, Lesungen, besondere Kirchenführungen, Diskussionen und Gottesdienste, aber auch unkonventionelle Angebote wie etwa eine Hip-Hop-Meditation. In Wien wurde mit einem Schweigemarsch auf das Schicksal der in vielen Erdteilen verfolgten Christen aufmerksam gemacht.
Es war bereits die elfte von den christlichen Kirchen gemeinsam veranstaltete "Lange Nacht dem Kirchen". Nach österreichischem Vorbild standen am Freitagabend auch in Tschechien, Ungarn, der Slowakei und in Estland knapp 1.600 Kirchen für Besucher offen. Auch die christlichen Kirchen in der aktuellen europäischen Kulturhauptstadt Pilsen beteiligten sich. Der Wiener katholische Bischofsvikar Dariusz Schutzki kündigte noch in der Nacht die nächsten "Langen Nacht der Kirchen" für den 10. Juni 2016 an.
Stephansdom Besuchermagnet in Wien
Allein in Wien besuchten mehr als 140.000 Menschen die offenen Kirchen. Die "Lange Nacht" begann hier mit dem traditionellen Schweigemarsch von "Christian Solidarity International" für verfolgte Christen durch die Innenstadt. Angeführt von Kardinal Christoph Schönborn und dem griechisch-orthodoxen Metropoliten Arsenios (Kardamakis), machten hunderte Menschen auf das Leid von Christen im Nahen Osten, aber auch in Afrika aufmerksam.
Hauptbesuchermagnet der "Lange Nacht" in der Bundeshauptstadt war einmal mehr der Stephansdom. Zehntausende sahen die im Dom mit Lichteffekten unterstützte "Himmelsleiter" des Künstlers Stefan W. Knor, die Dombesucher in den vergangenen Wochen mit ihren Gebetsanliegen befüllt haben. Besonders beliebt waren zudem die in vielen Pfarren angebotenen Kirchturmbesteigungen und die zahlreichen Konzerte.
33.000 Nachtschwärmer in steirischen Kirchen
33.000 Besucher folgten der Einladung der christlichen Kirchen in der Steiermark zur diesjährigen "Lange Nacht der Kirchen". Mehr als 500 Stunden Programm hatten die teilnehmenden Pfarrgemeinden vorbereitet: von geheimen Klostergärten über vorchristliche Ausgrabungen, bis hoch hinauf zu Turmstuben und Glocken. Besonders großen Zuspruchs erfreuten sich die geführten, nächtlichen Pilgerwanderungen durch die Kirchennacht sowie "Lange Nacht"-Touren per Segway, Tandem und Scooter. Besonders tief hinunter und hoch hinaus ging es im Rahmen einer Pilgertour in Graz, die ausgehend vom Kanalsystem des Grazbachs zu mehreren Kirchen führte und auf dem Hubschrauberlandeplatz des LKH einen spektakulären Ausblick auf Graz bot.
"Der Zauber der Langen Nacht der Kirchen liegt für mich darin, dass hier Menschen gleichzeitig an vielen Orten verschiedenste Facetten von Kirche kennenlernen", sagte Gesamtkoordinatorin Gertraud Schaller-Pressler. In Sakristeien und alten Klosterapotheken gab es heuer erstmals die Möglichkeit, selbst Öle, Salben und Kerzen herzustellen. In vielen Pfarrhöfen konnten liturgische Gewänder und biblische Pflanzen bewundert werden. Mesner gaben ebenso Einblicke in ihre Dienste wie Ministranten und Kirchenmusikern. Und im neuen Grazer Südgürteltunnel feierten hunderte Menschen gemeinsam mit dem Pfarrverband Liebenau, der Evangelischen Erlöserkirche und dem Baustellenteam einen ökumenischen Gottesdienst mit anschließendem Baustellenfest.
"Lebendige Kirche in so großer Vielfalt mit unglaublich vielen Interessierten zu erleben, ist einfach eine Freude", resümierte der Grazer Stadtpfarrpropst Christian Leibnitz noch Freitagnacht. Menschen aus den unterschiedlichsten Glaubensrichtungen, aber auch solche ohne spezifisch kirchlichen Hintergrund hätten sich auf die Angebote der ökumenischen Kirchennacht eingelassen, freute sich der evangelische Superintendent Hermann Miklas: "Genau das ist es, was die Lange Nacht der Kirchen meint."
Diözese St. Pölten meldet 25.000 Besucher
In der Diözese St. Pölten wurden dieses Jahr rund 350 Veranstaltungen an 87 verschiedenen Orten angeboten. Diese lockten insgesamt 25.000 Besucher, wie die Diözese mitteilte. Das Hauptthema war in diesem Jahr der diözesane Schwerpunkt "Bibel.bewegt", zu dem es zahlreiche Einzelveranstaltungen gab, wie etwa eine dreistündige Non-Stop-Lesung aus der biblischen Weisheitsliteratur in der St. Pöltner Innenstadt.
Ein Höhepunkt der "Langen Nacht der Kirchen" war auch das gemeinsame Kochen mit Flüchtlingen in Amstetten-Herz Jesu und in der Dompfarre St. Pölten. Bischof Klaus Küng mischte sich unter die Flüchtlinge aus Syrien und Tschetschenien, die in der Küche der Dompfarre Spezialitäten aus ihren Heimatländern kochten. Küng: "Beim gemeinsamen Kochen und Essen kommt man sich näher, kann man einander besser kennen lernen. Die Flüchtlinge kommen besonders mit den Menschen, die hier wohnen, in Kontakt."
Den Auftakt bildete ein ökumenisches Friedensgebet in der Pfarrkirche Maria Lourdes in St. Pölten mit Superintendent Paul Weiland und Ordinariatskanzler Gottfried Auer. Die "Lange Nacht der Kirchen" sei "nicht nur ein Event", wie Auer betonte, sondern nehme sich auch "brennender Themen" an. So sei es angesichts des Unfriedens auf der ganzen Erde "ein besonderes Zeichen, dass wir diese Nacht mit einem gemeinsamen Friedensgebet beginnen".
Musikprogramme aus allen Richtungen, von Choral über Gospels bis zu Orgelmusik und Klassik waren Publikumsmagneten und füllten zahlreiche Kirchen bis auf den letzten Platz. Auch Nachtwanderungen erfreuten sich großen Zuspruch, wie etwa die Sternwallfahrt von den Pfarrkirchen Lichtenau, Obermeisling und Rastbach nach Loiwein, wo abschließen eine gemeinsame Wortgottesfeier stattfand.
Hip-Hop-Meditation und Besucherplus in Salzburg
"Beste Stimmung" und ein deutliches Besucherplus bei der "Langen Nacht der Kirchen" gegenüber dem Vorjahr meldete am Abend auch die Erzdiözese Salzburg. Laut diözesaner Pressestelle wurden rund 19.000 Besucher bei den mehr als 200 Programmpunkten der Kirchennacht gezählt, die in Salzburg heuer unter dem Motto "Tradition trifft Moderne" stand. Viele nutzten die speziell zur Kirchennacht angebotenen Fiaker-Fahrten und den in der "Langen Nacht" kostenlosen LED-Obus für ihren Rundweg zu den offenen Kirchen.
"Gott macht die Nacht zum Tag", sagte Domdechant Hans Walter Vavrovsky beim ökumenischen Eröffnungsgottesdienst im Salzburger Dom, wo im Rahmen der "Langen Nacht" 1.000 Kerzen für ein Lichterlabyrinth entzündet wurden. Die Predigt bei der Messe mit mehreren hundert Gläubigen hielt Pastor Immanuel Fiausch von der Pfingstkirche. Auch er wies in seiner Predigt darauf hin, dass sich Gott auch im Verborgenen zeige und er die größte Finsternis in Licht umwandeln könne. "Keine Lebenslage ist so aussichtslos, dass Gott nicht eingreifen könnte", sagte Fiausch.
Ein besonderer Anziehungspunkt war die Stiftskirche St. Peter, wo Chor und Orchester der Stiftsmusik mit einer Mendelssohn-Kantate den Abend eröffneten. Im Innenhof von St. Peter spielte erstmals das Ensemble "Libertango" auf. In der Kollegienkirche fand Musik aus zahlreichen Genres viele Interessenten fand. Unkonventionell klang dort die Kirchennacht in Salzburg aus: mit einer "Hip-Hop-Meditation", gestaltet von Lange-Nacht-Organisator Johannes Wiedecke.
22.000 Besucher in Diözese Innsbruck
Rund 22.000 Besucher nahmen Angebote in der "Langen Nacht" in der Diözese Innsbruck wahr. Das gab die Diözese Freitagnacht bekannt. Mit Glockenklängen wurde die "Lange Nacht" eingeläutet. Rund 70 Kirchen, Klöster, Kapellen und kirchliche Einrichtungen öffneten ihre Türen für rund 200 Veranstaltungen.
"Die Lange Nacht der Kirchen eröffnet die Schönheiten der Kirchen und öffnet Räume des Staunens, der Ehrfurcht, des Lobes und des Dankes", sagte Bischof Scheuer in seinem Resümee. Die Tirolerinnen und Tiroler hätten zu ihren Kirchen eine sehr innige Beziehung, auch wenn diese nicht immer unmittelbar mit dem Glauben verbunden sei, so der Bischof. Insgesamt sei die "Lange Nacht der Kirchen" eine "wertvolle Einrichtung, um Kirchenraum in vielen Facetten erleben zu können", so Scheuer.
Die Programmpunkte reichten von besinnlichen Akzenten, Gottesdiensten, Konzerten, Lesungen und Diskussionen bis hin zu Theateraufführungen und kulinarischen Genüssen. Der Dom zu St. Jakob in Innsbruck wurde mit Lichtinstallationen auf besondere Weise erlebbar. Vor dem Dom wurde ein Lichterlabyrinth errichtet, dessen Weg zur Mitte führt und zur persönlichen Besinnung sowie zum Gebet für den Frieden in der Welt ermutigen sollte.
Zu den vielen Beiträgen gesellten sich heuer einige Programmpunkte zum Thema Flucht und Heimat, z. B. in Wängle, Lienz, Sillian, Ainet und in der evangelischen Christuskirche. Erstmals machten heuer Straßenmusiker in der Altstadt von Innsbruck auf die "Lange Nacht" aufmerksam.
Der traditionelle ökumenische Beginn der Langen Nacht mit einem Gottesdienst wurde erstmals durch ein ökumenisches Nachtgebet zum Ausklang abgelöst. Im Arkadenhof des ehemaligen Franziskanerklosters in Innsbruck gestaltete ein Team um Bischof Manfred Scheuer, Superintendent Olivier Dantine und Matthias Lauer von der Altkatholischen Kirche einen besinnlichen Abschluss.
15.000 Besucher in Kärnten
Mehr als 15.000 Menschen besuchten die rund 400 Veranstaltungen der "Langen Nacht der Kirchen" in Kärnten. Es sei wieder gelungen, "mit so vielen Menschen ins Gespräch zu kommen und sie einzuladen, die Kirche neu kennen zu lernen", bilanzierte Diözesanbischof Alois Schwarz, der selbst die Türen seines Bischofshauses öffnete und in den Garten zur Begegnung lud. "So viele Besucher wie noch nie" hätten sich heuer auf Entdeckungsreise gemacht, und hätten Gotteshäuser betreten, "die sie sonst vielleicht nur vom Vorübergehen kennen", freute sich Projektleiterin Iris Binder.
Imposant war der Beginn der Kirchennacht in Klagenfurt, wo die Glockenschläger aus dem slowenischen Smlednik den Abend mit dem Glockenklang am Domturm feierlich eröffnet. Das bunte Programm umfasste auch einen Freskenworkshop, die Begegnung mit Ordensleuten, Himmelsbeobachtungen auf der Sternwarte, Kino in der Kirche oder eine Pilgerwanderung in die Nacht. Besonders gut, so die Veranstalter, seien heuer die Angebote zur Stille und Besinnung von den "Lange Nacht"-Besuchern angenommen worden.